Helsinki

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Der Norden war bloss noch eine vage Erinnerung. Nichts, von dem man mit lauter Stimme erzählt, weil die Bilder allmählich verblassen und sich einordnen zwischen Gehörtem, Gelesenem und Fiktivem. Nebel über Blau, Brücken, die das Grün verbinden und weiche Wiesen, die den Lärm verschlucken. Zwei Strassen, die in eine münden, Pflastersteine unter den Füssen und eine Kirche, so stolz und schön, dass man sie länger als andere ansehen muss. Und Jussi, der nicht da war, wie verabredet und dann neben dem Bahnhof im Park sass. Selbstverständlich und ohne Reu. Wir verblüfft ab so viel Selbstverständlichkeit aber nicht enttäuscht. Das nicht. Und doch sind wir geblieben, länger als an anderen Orten im Norden. Und Tallinn haben wir besucht. Und als wir doch ein bisschen wehmütig in die Fähre Richtung Westen stiegen, haben wir uns nochmals umgedreht und die Boote gezählt. Jeder leise, jeder heimlich. Jetzt, fast sechs Jahre später ist alles anders und doch erkenne ich viele Details ganz genau. Nicht die Strassennamen, den die kann ich mir auch nach dem wiederholten Mal lesen und einprägen, nicht merken. Aber die Bilder der rauen See, die satten Farben und das Gefühl. Ein wehmütiges Schaukeln der Erinnerung und der Gegenwart – hin und her, hin und her bis sie sich vermischen.

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